Jena Winzerla. Dietmar Schützes Reise durch die Historie geht weiter… Winzerla hatte früher viel mit dem großherzoglichen Militär zu tun. Dort, wo heute das Justizzentrum in Jena ist, war die alte Jenaer Kaserne. Hier war das III. Bataillon, Füsiliere, des 5. Thüringischen Infanterieregimentes Nr. 94 (preußischer Zählung) stationiert. Das Regiment wurde in der Urzelle 1702 gegründet. Napoleon soll nach der Schlacht von Auerstedt über die weimarischen Scharfschützen gesagt haben: „Wenn ihm sechs Regimenter solch tapferer Soldaten gegenübergestanden hätten, wäre ihm der Sieg sauer gemacht worden.“ Das Regiment hat auf Seiten Blüchers den Rückzug der Preußen gedeckt und dabei barbarische Verluste erlitten, später kämpfte es auf Seiten Napoleons in Spanien, Tirol und Russland. Viele Winzerlaer sind dabei in fremden Ländern geblieben. 1813 wurde auf Napoleons Forderung ein Marsch-Bataillon unter Major von Lyncker errichtet, das im Thüringer Wald zum Einexerzieren zusammengezogen wurde. Dort soll es von 50 preußischen Husaren gefangengenommen worden sein (offenbar ohne Gegenwehr). Das Bataillon trat in preußischen Dienst über, wurde dem Leib-Regiment zugeordnet und nahm unter Blücher an den Kämpfen am Katzbach und in Möckern (Völkerschlacht bei Leipzig) teil. Die Reste wurden 1814 wieder mit dem weimarischen Linien-Bataillon unter dem Kommando von Prinz Bernhard vereint. Bei Waterloo, 18. Juni 1815, gab es ein Wiedersehen mit Napoleon, aber diesmal auf Seiten Wellingtons bei dem Zurückschlagen der Vorhut der Franzosen bei der Kreuzung von Quatre-Bras und der Verteidigung des Gutshofes von Smohain. Aus Sparsamkeitsgründen wurden bis auf die Offiziere und Unteroffiziere alle beurlaubt und nur zu Übungen eingezogen. Am 1. Oktober 1867 trat das Regiment nach der abgeschlossenen Militärkonvention mit Preußen als 5. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 94 (Ehrenname: „Großherzog von Sachsen Carl August“) zur Armee des Norddeutschen Bundes über und wurde dem XI. Armeekorps angegliedert. Die Schulterklappen des Regimentes zierten ein goldenes CA für Carl August. Im deutsch-französischen Krieg von 1870 nahm das Regiment an den Schlachten bei Wörth, Sedan sowie weiteren Gefechten teil. Die Ringwiese war der Exerzierplatz. Das Gebiet rechts neben der ehemaligen Fliegerhalle, unterhalb des Cospoth diente den Füsilieren als Schießplatz. Das war immer wieder gut für bezahlte Hilfsdienste und Manöverschadensbegleichung. In der Flandernschlacht nahe Ypern Ende Juli 1917 fing das Regiment den Hauptstoß der Engländer auf, der mit stärkstem Artilleriefeuer, Tanks, Gasgranaten und Flammenwerfern vorgetragen wurde. Am Ende dieses Angriffs zählte das Regiment noch ca. 200 Mann, 32 Offiziere und 1.137 Mann waren tot oder vermisst. Es verlor im Ersten Weltkrieg in Summe 152 Offiziere und 4.542 Unteroffiziere und Mannschaften. Da waren sehr viele Winzerlaer dabei. Die Namen waren früher in der Kirche verewigt. Ein leicht beschädigtes Denkmal steht vor der Kirche, auch eine Art von „Respekt“. Das Regiment (der Rest) ist am Ende des Ersten Weltkrieges zu Fuß von Belgien nach Weimar marschiert.
Anmerkung der Redaktion: Verschiedentlich wurde nachgefragt, welche Quellen Dietmar Schütze für seine historischen Betrachtungen verwendet. Hier seine Quellen für den aktuellen Text: Heft Nr. 15 „Waterloo 1815“ der Illustrierten historischen Hefte, eine Veröffentlichung der Traditionsvereinigung des Inf.-Regt. Nr. 94, Otto Jäger, „Weltgeschichte in 4 Bänden“, 1899, dritte Auflage. Hinzu kommen Aussagen alter Winzerlaer über die Füsiliere, zudem waren beide Großväter Schützes bei Ypern dabei.