Winzerla in der Diskussion – Befragungsergebnisse im Überblick

Winzerla in der Diskussion – Befragungsergebnisse im Überblick

Jena Winzerla. Welche Erkenntnisse brachten die beiden Veranstaltungen am 01.02. (Teil 1) und 07.02. (Teil 2) zur Bürgerbefragung in Winzerla? Offensichtlich war, dass nur sehr wenige Bürger interessiert waren, um ihre Sichtweisen einzubringen und diese Veranstaltungen als Forum zu nutzen. Nichtsdestotrotz waren die Anwesenden sehr interessiert und die Diskussionen sehr intensiv. Zwei generelle Schlussfolgerungen vorab: Erstens, es gibt in Winzerla kein Thema, was alle so sehr beschäftigt, sodass ein sofortiger Handlungsbedarf besteht. Zweitens, die Bewohner fühlen sich mehrheitlich in Winzerla wohl; 94,5% der Befragten schätzen ihre Wohn- und Lebenssituation in Winzerla von befriedigend bis sehr gut ein.

Teil 1

In der ersten Veranstaltung gaben wir als Stadtteilbüro einen allgemeinen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse der Befragung. Die Kernaussagen: Auf die Frage, wo Sie sich gerne in Winzerla aufhalten, antworteten 37% der Befragten, dass sie sich gerne an der Wasserachse aufhalten, auf den Spielplätzen gaben 22,6% und zu Hause/auf dem Balkon 18,2% an. Wiederum gehören zu den Orten, die die Befragten nicht mögen der REWE-Vorplatz, aufgrund der „Trinker“ (15,9%), und das Columbus-Center, aufgrund seines optischen Zustandes und des Belegungsmangels (11,4%). 72,7% machten dazu keine Angabe. Bezüglich fehlender Angebote wurde neben vielen Einzelnennungen mit 7,4% ein (Eis-)Café/Gaststätte am häufigsten genannt. Zum Thema Zunahme von Geflüchteten ergab die Befragung, dass die Hälfte der Befragten dieser Thematik keine Bedeutung zumisst. Die andere Hälfte teilt sich nochmals in ein Viertel der Befragten auf, die dies als unangenehm bis sehr unangenehm sowie als angenehm bis sehr angenehm einschätzt. Etwa 43% sind an der Thematik grundsätzlich interessiert und weitere 17% wollen mehr darüber erfahren, was wir seitens des Stadtteilbüros in Teilen zukünftig versuchen wollen, konkret über unser Integrationsprojekt ELLi. In Bezug auf die kulturellen Angebote stellten wir fest, dass die Bewohner ab 66 Jahren zunehmend unzufriedener damit sind. Wir hätten in der Diskussion gern mehr darüber erfahren. Mit der Leiterin, Petra Kolodziej, von der Begegnungsstätte „Jung und Alt“ der Volkssolidarität in der Anna-Siemsen-Straße 1 hatten wir eine kompetente Ansprechpartnerin vor Ort. Solange diese geäußerte „Unzufriedenheit“ unkonkret bleibt, lässt sich darauf nicht reagieren.
In der anschließenden Diskussion ging es dann hauptsächlich um zwei Punkte. Zum einem wie kann die „Trinkersituation“ am REWE-Platz gelöst werden? Weitestgehend einig war man sich, dass nicht der Alkoholgenuss, sondern eine gefühlte Bedrohung und Anpöbeln als Probleme gesehen werden. Eine schlüssige „Lösung“ wusste niemand und die Frage blieb offen. Zum anderen war das „fehlende“ Café Diskussionspunkt. Aufgrund des Zeitungsartikels in der TLZ meldete sich eine potenzielle Interessentin, die auch zur Veranstaltung kam und ihre Vorstellungen dazu äußerte. Allerdings ist im Vorfeld zu klären, wer tatsächlich ein Café will und dort hingehen würde, zumal müsste der Ort attraktiv sein. Generell müsste noch geklärt werden, wie „stark“ der Wunsch nach einem Café tatsächlich bei den Winzerlaern ist. Schließlich sind auch andere Angebote im gastronomischen Bereich in Winzerla vorhanden. Die Interessentin will bei jenawohnen anfragen und erste Möglichkeiten erörtern. Sollten sich dazu Neuigkeiten ergeben, werden wir darüber berichten.

Teil 2

Die Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar führten Bürger- und Experteninterviews. Ergänzt wurden diese durch intensive Beobachtungen im Stadtteil. Bestätigt hat sich, wie bereits in der Imagestudie von 2010 über Winzerla festgestellt wurde, dass die Leute Winzerla von „innen“ positiver einschätzen, als ihre vermutete Wahrnehmung von außen ist (wozu bspw. Nazis und der „NSU“ gehören). Dass eine lange Wohndauer oft im Zusammenhang mit einer freundschaftlichen Nähe zur Nachbarschaft steht, fanden die Studierenden auch bestätigt. In Bezug auf die Senioren wurde teilweise der Wunsch nach Fahrstühlen genannt und dass die Hanglage des Stadtteils in den kommenden Jahren ein größeres Problem werden könnte. Kontrovers wurde zudem über die Galileo-Schule diskutiert, wobei es genauer darum ging, den „schlechten“ Ruf der Schule und die vielfältigen „Gegenmaßnahmen“ ins Verhältnis zu setzen. Auch Angebote für Kinder und Jugendliche wurden besprochen. Es wurde festgestellt, dass Jugendliche mit zunehmendem Alter eher Freizeitangebote außerhalb Winzerlas nutzen. Offen blieb, ob die bereits bestehenden Angebote im Stadtteil ergänzt werden müssen. Die Diskussion über die „Trinkergruppen“ am REWE-Vorplatz kam erneut auf, wobei eine Studentin auch direkt mit den Menschen sprach und deren Perspektive einfließen ließ (die „Trinker“ sehen sich als ungefährlich und von anderen „als Abschaum betrachtet“ an).
Auch die Gegensätze der Wohnungsunternehmen WG Carl Zeiss und jenawohnen bezüglich der Gestaltung ihrer Wohnblöcke (Vollsanierung vs. „alles so lassen“ um Mietpreise zu halten) wurde diskutiert.
Als letzten Punkt der Diskussion fragte der Ortsteilbürgermeister Friedrich Wilhelm Gebhardt, wie die Anwesenden zu einem Stadtteilzentrum in Winzerla stehen? Die Rückmeldungen waren nicht überschwänglich, aber wohlwollend. Gleichzeitig wurde schon konkret darüber diskutiert, wo ein solches Stadtteilzentrum hin sollte und wie es genutzt werden könnte.

Was passiert jetzt mit diesen Ergebnissen? Als Stadtteilbüro dienen sie uns zur Orientierung und zukünftigen Ausrichtung der Stadtteilarbeit.

Bürgerbefragung Winzerla September 2016_Teil 1 (Text)
Ergebnisse Bürgerbefragung Winzerla 2016_Teil 1 (Diagramme)
Präsentation Bauhaus Studenten_Teil 2
Dokumentation Bauhaus-Studenten. Jena Winzerla unter anderen Vorzeichen

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