Jena Winzerla. Die Linie 12 ist wieder im Gespräch. Letztmalig wurde das Thema zur Fortschreibung des Jenaer Nahverkehrsplans diskutiert. Anwohner forderten eine erweiterte Linienführung oberhalb der Bertolt-Brecht-Straße entlang der ehemaligen Gärtnerei. Das Stadtteilbüro startete daraufhin eine Umfrage. Die Ergebnisse wurden in der Septemberausgabe 2012 vorgestellt (auf dieser Seite finden Sie auch alle Stadtteilzeitungen als PDF, siehe Fußbereich der Seite).
In der neuen Umfrage ging es uns jetzt darum, die Bedarfe bzw. Problemlagen nochmals abzufragen und alternative Lösungen zu finden. Befragt wurden die Haushalte der Johannes-R.-Becher-Straße 2-36, der Hanns-Eisler-Straße 2-46, der Helene-Weigel-Straße 2-26 und der Bertolt-Brecht-Straße 18-32. Wir fragten, ob es den Bewohnern Schwierigkeiten bereitet, die Haltestelle in der Oßmaritzer Straße zu erreichen. Zudem wollten wir wissen, worin diese Schwierigkeiten bestehen, ob gesundheitliche Gründe vorliegen oder das Tragen der Einkaufslast Probleme bereitet. Die Befragten hatten Gelegenheit, Verbesserungsvorschläge zu machen. Möglichkeiten, wie das Aufstellen zusätzlicher Bänke, der Einsatz eines Shuttle-Busses bzw. die Organisation von Mitfahrgelegenheiten wurden ebenfalls abgefragt.
Zur Beteiligung
Insgesamt wurden 613 Fragebögen an die Haushalte verteilt, wovon 104 ausgefüllte Bögen wieder im Stadtteilbüro abgegeben wurden. Das entspricht einer Beteiligung von 16,9 %. Die Bürger nutzten die Befragung außerdem, um von sich aus Verbesserungsvorschläge für den Stadtteil zu machen, aber auch um Kritik anzubringen. In zahlreichen Fällen wurde erneut für die Erweiterung der Linie 12 plädiert, was jedoch nicht zur Diskussion steht. Zum Teil wurde nur der Bedarf genannt, ohne Begründung. Vereinzelt wurden auch widersprüchliche Angaben gemacht, die eine eindeutige Zuordnung erschwerten, so etwa bei der Frage, ob Schwierigkeiten bestehen oder nicht (Ankreuzen von ja und nein).
Erreichbarkeit der Haltestelle Oßmaritzer Straße
Schwierigkeiten beim Erreichen der Bushaltestelle Oßmaritzer Straße haben 34,6 %, keine Schwierigkeiten haben dagegen 65,4 % der Befragten. Die Anschlussstelle ist also für die Mehrheit der Befragten gut zu erreichen. Bemerkenswert ist dennoch, dass die Befragten, die keine Schwierigkeiten haben, geteilter Meinung sind. Die eine Fraktion lehnt jegliche Veränderung des Status quo kategorisch ab (25%). Dies geschieht mit der Begründung zusätzlicher Lärmbelästigung, erhöhtem Sicherheitsrisiko, Verschlechterung der Parkplatzsituation und der Straßenbeläge. Andere, die angeben keine Schwierigkeiten zu haben, erachten die Verlängerung der Linie 12 dennoch als wünschenswert (11%). Grund dafür sind Befürchtungen, dass mit zunehmendem Alter Probleme auftreten könnten. So stand bei dem einen oder anderem hinter der Angabe „keine Schwierigkeiten“ der Zusatz „noch nicht“. Die Mehrheit der Befragten ging nicht auf die Streckenerweiterung der Linie 12 ein.
Problemlagen und Lösungsmöglichkeiten
Von allen Befragten gaben insgesamt 27,8 % an, unter gesundheitlichen Problemen zu leiden. Ebenso vielen bereitet das Tragen der Einkaufslast Schwierigkeiten. Häufig genannte Gründe sind körperliche Einschränkungen. So wurde mehrfach auf den Schwerbehindertenstatus verwiesen. Geh- und Sehbehinderungen sind ebenso Ursachen wie vorgenommene medizinische Eingriffe (z.B. Lungen- und Knie-OP). Einige der Befragten gaben an, dass sie auf Hilfe bei alltäglichen Besorgungen angewiesen sind sowie zusätzliche Mühe haben, die Strecke bei Schnee und Glatteis zu bewältigen. Es wurde in diesem Zusammenhang auch auf eine mangelhafte Beräumung der Gehwege im Winter hingewiesen. Aus diesen Gründen wird die Einrichtung zusätzlicher Bänke von einem Viertel aller Befragten befürwortet. Auch von Personen, die keine weiteren Probleme haben, wird das Aufstellen neuer Bänke gut geheißen. Von den Personen, die Angaben Schwierigkeiten zu haben, wünschen 52,7 % den Einsatz eines Shuttle-Busses, aber auch von denjenigen, die keine Schwierigkeiten haben, sind 7,3 % für diese Idee aufgeschlossen. Weniger Bereitschaft besteht dagegen zur Gründung individuell organisierter Mitfahrgelegenheiten. Lediglich 2 % aller Befragten können sich etwas Derartiges vorstellen. Den eigenen PKW will aber niemand zur Verfügung stellen. Einige Anwohner beklagen auch das Fehlen von Abfallbehältern und Hundetoiletten an Wegen und Bänken.
Die Auswertung des Lageplans
Die Rückseite des Fragebogens war mit einem Lageplan versehen. Darauf sollten die Bürger den von ihnen bevorzugten Weg zu Haltestelle markieren, als auch die Stellen kennzeichnen, wo ihrer Meinung nach zusätzliche Sitzgelegenheiten entstehen könnten. Als mögliche Standorte wurden genannt: Kurt-Weill-Weg/Ecke Helene-Weigel-Straße, Am Bahricht/Ecke Johannes-R.-Becher-Straße und die Pappelallee in der Bertolt-Brecht-Straße. Mehrere Personen wünschen zudem ein Wartehäuschen an der Haltestelle Oßmaritzer Straße in Richtung Burgau. Insgesamt wurde der Lageplan von 76 % der Befragten korrekt ausgefüllt, 24 % der Befragten machten diesbezüglich keine Angaben. Bei der Auswertung ergab sich, dass die Mehrheit bevorzugt die Oßmaritzer Straße als Zugang zur Haltestelle nutzt (54,4 %), 32,9 % nutzen lieber den Kurt-Weill-Weg, von 5 % werden beide Strecken gleichwertig genutzt und 7,7 % bevorzugen die Haltestelle Bertolt-Brecht-Straße als Zugang zur Linie 12.
Fazit
Die Bürgerumfrage wurde mit großem Interesse angenommen. Allerdings ist es auf Grund der vorliegenden Ergebnisse problematisch, jedem Bürger gerecht zu werden. Die zahlreichen Verbesserungsvorschläge lassen sich nur schwer bündeln, da es sich größten Teils um individuelle Wünsche handelt, die sich nicht mit denen anderer decken. Wir werden die hauptsächlichen Anliegen wie Bänke und Shuttle-Bus an die zuständigen Fachdienste, dem Nahverkehr, dem Eigenbetrieb KSJ, die Wohnungsunternehmen und an den Orteilrat weiterleiten. Wir halten Sie auf dem Laufenden.