Jena Winzerla. Es gibt diese Art von Menschen. Sie sind rar gesät, aber es gibt sie tatsächlich: Menschen, die diese Welt ein bisschen besser und liebenswerter machen. Menschen, die nicht wegschauen, sondern helfen, wo sie nur können. Dies ist ein ganz persönlicher Nachruf auf eine ganz besondere Frau, meine beste Freundin, Franziska Pein.
Als Franzi nach Winzerla zog, fragte sie spontan im Stadtteilbüro, ob Hilfe benötigt würde, um bald darauf kleine Botengänge und Aufträge zu verrichten. Ende 2003 kam es zu einem Wendepunkt in ihrem Leben: Durch das Programm „Soziale Stadt“ wurden soziale Mikroprojekte entwickelt und Franzi begann mit Uwe Lange und mir beim Projekt „Lebensfreundliches Winzerla“ mitzuarbeiten.
Dabei handelte es sich um eine Art Nachbarschaftshilfe in großem Stil. Wir harkten Laub im Kindergarten, halfen Gudrun Rose vom Kinderbüro und im Freizeitladen, unterstützten die Schillerschule, betreuten ältere und kranke Menschen, manche davon regelmäßig. Wir entrümpelten Keller, strichen Geländer und beseitigten Müll. Es war eine wunderbare Zeit, die Arbeit war abwechslungsreich und machte Spaß. Als Erkennungszeichen trugen wir gelbe T-Shirts mit dem Stadtteilbüro-Logo und man nannte uns die „gelben Engel von Winzerla“. Ab und zu klopfte uns jemand auf die Schulter und sagte „schön, dass es euch gibt!“.
Später entwickelten wir gemeinsam mit Gotthardt Schmidt unsere eigenen Projekte. Eines nannten wir „NäTaKo“, kurz für Nähen, Tastschreiben und Kochen. Franzis Part war, anderen das Arbeiten an der Nähmaschine beizubringen; etwas, das sie später im Kinderbüro mit Kindern und Jugendlichen fortsetzte. Aus NäTaKo entstand letztendlich der Generationentreff im „Tacheles“ den wir bis Ende 2017 führen konnten.
Franzi war ein sehr kunstinteressierter Mensch. Sie liebte Musik und war ein eifriger Besucher der Orgelgottesdienste in Winzerla. Ihr großes Hobby neben dem Nähen war die Malerei. Viele ihrer Kunstwerke entstanden in den Malkreisen von Erdmute Wolfram und Michail Berman und wurden bei Ausstellungen gezeigt.
Franzi war es immer ein Bedürfnis, für andere da zu sein, sich einzubringen und etwas zu bewegen. So war sie im Bürgerverein aktiv und saß von 2004 bis 2014 im Ortsteilrat. Sie sang bei den „WinZingers“ und schrieb für den „Stadtbalkon“. Obwohl selbst Katholikin, fühlte sie sich in der Bonhoeffergemeinde zu Hause. Sie war immer zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wurde, nähte Taufkleidchen für die Winzerlaer Vierlinge und das Nikolauskostüm für den Nikolausmarkt, sie half bei Veranstaltungen aus und unterstützte die Pastorin Friederike Costa.
Auch privat war sie immer auf Achse, ob in der Nachbarschaft oder bei Bekannten. Oft ging es ihr selbst nicht gut und sie hätte sich schonen müssen, doch sie sah immer nur die Hilfsbedürftigkeit der anderen. Negatives Denken und Jammern waren ihr ein Gräuel. „Alles wird gut“ war ihr Leitspruch. Diverse Schicksalsschläge und schwierige Zeiten standen wir gemeinsam durch. Sie war mein Rettungsanker, mein Fels in der Brandung, wenn das Schiff meines Lebens mal wieder durch stürmische See fuhr. Wann immer es ihr möglich war, ging sie hinaus in die Natur. Dort und in ihrem unerschütterlichen Glauben an Gott tankte sie die dafür benötigte Kraft. Besonders liebte sie die Trießnitz und sorgte oft dort für Ordnung.
Franziska Pein verstarb am 14. Juli im Alter von 71 Jahren, unfassbar für alle, die sie kannten. Sie wurde in ihrem Heimatort Bickenriede im Eichsfeld beigesetzt. In der Winzerlaer Kirche findet am 5. September um 18 Uhr ein kleiner Gottesdienst zu ihrem Gedenken statt.
„Franziska Pein war immer mit einem Lächeln zu erleben, sie konnte sich über Kleinigkeiten freuen und sie konnte lachen, wenn mal etwas schiefging. Sie war ein sehr ausgeglichener Mensch, der immer Ruhe ausstrahlte.“ Mario Schmauder, ehemaliger Ortsteilbürgermeister
„Sie war eine Seele von Mensch, immer hilfsbereit und engagiert. Sie wird uns fehlen.“ Wolfgang Zeise, Bürgerverein Winzerla
„Fast drei Jahre war sie bei uns im Zeichenkurs. Immer freundlich, pfiffig und künstlerisch begabt. Dass sie nicht mehr ist, bedeutet einen großen Verlust für uns.“ Michail Berman, Zeichenzirkel Winzerla