Die „Winzerberge“ nehmen Gestalt an

Die „Winzerberge“ nehmen Gestalt an

Jena Winzerla. Die „Platte“ sei besser als ihr Ruf, sagt Karl-Heinz Kalke. Der technische Leiter der Wohnungsgenossenschaft „Carl Zeiss“ leitet das Projekt „Winzerberge“ und er bringt dafür eine gehörige Menge Erfahrung mit: Der 64-jährige Diplom-Bauingenieur sanierte nach der Friedlichen Revolution in Berlin das Neubaugebiet Hellersdorf mit. Als es dort faktisch nichts mehr zu tun gab, wechselte Kalke vor zehn Jahren nach Jena.
Die „Winzerberge“ seien in fünf Bauabschnitte eingeteilt worden, so Kalke. Die ersten beiden in der Wandersleb- und Bauersfeldstraße sind fertiggestellt, Bauabschnitt 3 – Bauersfeldstraße 9 bis 19 – werde noch in diesem Jahr fertig. Im nächsten Jahr kommt die Boegeholdstraße 10 bis 20 dran, 2018 sollen die Hausnummern 2 bis 8 saniert werden. Dabei sei es unkompliziert, den „WBS 70“ zu sanieren. WBS steht für Wohnungsbauserie, die Ziffer 70 für das Jahr 1970. Bei dieser Serie – der meistgebauten in der DDR – gebe es stimmige Grundrisse, die Sanierung sei vergleichsweise einfach zu realisieren. Weniger gut sei es bei „WBS Ratio“, einem neueren Plattenbau-Typ. „Hier müssen wir die Grundrisse der Wohnungen ändern“, sagt Karl-Heinz Kalke. Dazu müssen Wände versetzt werden, die Wohnungen erhalten einen ganz neuen Zuschnitt. Diese Arbeiten können nur erledigt werden, wenn die Mieter vorher ausziehen. Bei den einfachen Strangsanierungen werden im wesentlichen die Ver- und Entsorgungsleitungen erneuert. Dabei können die Bewohner in ihren Wohnungen bleiben.
Paradoxerweise seien die älteren Wohnblocks besser erhalten als neuere Baujahre, so der Fachmann. Das liege daran, dass in den letzten Jahren der DDR vieles auf Verschleiß gefahren worden ist. Sorgen muss sich jedoch keiner der Mieter machen: Zu Beginn der Sanierung werden die Häuser genau unter die Lupe genommen. „Die Substanz ist besser als erwartet“, sagt Kalke. Ein Grund dafür sei sicherlich, dass die Umweltbelastung in den vergangen Jahren deutlich zurückgegangen ist. Der durch sauren Regen ausgelöste „Beton-Krebs“ gehöre der Vergangenheit an.
Im Zuge des „Winzerberge“-Projekts entstanden zahlreiche 120-Quadratmeter-Wohnungen. Sie seien äußerst begehrt, gerade von Familien mit Kindern, so Kalke. Es sei zu konstatieren, dass jüngere Menschen, die selbst in der „Platte“ aufgewachsen sind, keine Scheu haben, sich wieder eine Wohnung in der „Platte“ zu nehmen.

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