Viele Wortmeldungen zum 2. Erzählcafé
Jena Winzerla. Zu Gast beim 2. Erzählcafé am 03.11. war Thomas Grund, der über seine Erfahrungen als Sozialarbeiter und Oppositioneller in der DDR, sowie über die Zeit nach der Wende sprach. Dazu gehörte auch das Kennenlernen der drei Menschen, die heute als NSU-Trio bekannt sind. Und das Thema Stasi (Staatssicherheit) blieb nicht unberührt. Schnell waren wir im Thema und bereits nach zehn Minuten meldete sich der erste Zuhörer zu Wort. Während des Erzählens sind Wortmeldungen nicht vorgesehen. Als Moderator vermutete ich, es wird sich um eine kleine
Ergänzung handeln und gab dem vehementen Drängen nach. Als sich die zu Wort meldende Person als der Vater von Uwe Mundlos vorstellte und mehr als ich dachte zu sagen hatte, und sich ein emotionales Zwiegespräch zwischen ihm und Kaktus anbahnte – abgesehen davon, dass die Zuhörerschaft schon unruhig wurde – musste ich die Diskussion abbrechen und bat, die Diskussion nach hinten zu verschieben. Den roten Faden wieder aufnehmend durchquerten wir im Interviewcharakter die für Kaktus wichtigsten Punkte im Lebenslauf. Untermalt waren die Stationen mit Videoclips, zum Teil waren es Beiträge über ihn und von ihm. Kaktus war und ist immer mit der Kamera unterwegs und so sind viele Filme und Filmprojekte, ob mit und über Weggefährten, mit Schülern oder einfach als Protestmittel zu DDR-Zeiten entstanden. Apropos Protest: In einer Reportage über ihn und seine Zeit in der Jungen Gemeinde Stadtmitte zu DDR-Zeiten, bringt es der Sprecher im Film auf den Punkt und sagt: „Kaktus protestierte mit Filmen“. Nach einer Stunde Erzählen folgten anderthalb Stunden Diskussion, die lebhaft, sachlich und vielschichtig war. Herr Mundlos brachte sich nochmals mit seiner Sicht auf die damaligen Verhältnisse ein. Es ging um den Winzerklub, um Anschauungen und Handlungen der damaligen Jugendlichen, um rechtes Gesinnungsgut, dem Kaktus als (städtischer) Sozialarbeiter ausgesetzt war. Eine Zeit voller Herausforderungen. Aus dem Publikum gab es konkrete Fragen, wie er damit umgegangen und was seine Sicht darauf ist. Zeitweise kam auch unter dem Publikum eine Diskussion auf. Die Themen waren nicht nur interessant, sondern auch brisant. Dennoch stand Kaktus allen Fragenden Rede und Antwort und legte seine Sicht auf die Dinge und seine Handlungsmaxime dar. Nach zweieinhalb Stunden beendeten wir die spannende Diskussion. Wie mir im Nachgang berichtet wurde, war es für einige junge Zuhörer ein bleibendes Erlebnis. Auch für mich als Moderator war es eine lehrreiche Veranstaltung.
An dieser Stelle möchten wir Sie bereits zum nächsten Erzählcafé einladen. Diesmal wird Samvel Babayan, Leiter der Gemeinschaftsunterkunft in der Schulstraße, erzählen. Merken Sie sich schon mal den 02.02.17, 18 Uhr, vor. In der Februarausgabe kündigen wir das Erzählcafé noch ausführlich an.