Interview mit Ortsteilbürgermeister Mario Schmauder - ein Rückblick
Jena Winzerla. Herr Schmauder, seit 2000 sind Sie Ortsteilbürgermeister in Winzerla. Nun sagen Sie aber: „Ich kandidiere nicht mehr.“ Warum?
Zunächst einmal bin ich nicht so ehrgeizig, der dienstälteste Jenaer Ortsteilbürgermeister werden zu wollen. Außerdem bin ich der innersten Überzeugung, dass man betriebsblind wird, wenn man zulange ein Amt ausübt. Ich schätze das amerikanische Wahlsystem sehr. Also mache ich erstmal Pause.
Mit welchen Zielen sind Sie 2000 zur Wahl angetreten?
Oh, ich hatte eine Menge Ziele. Winzerla sollte weg vom Schlafstadt-Image, die Schullandschaft mit Grundschule, Regelschule und Gymnasium sollte erhalten bleiben. Ein weiteres Ziel war es, endlich die ewige Baustelle Marktplatz zu einem guten Ende zu führen. Und ich wollte wieder eine Warteliste bei der Wohnraumsuche. Im vollen Ernst? Eine Warteliste wie einst? Ich wollte eine Warteliste ohne Abriss schaffen, anders gesagt, Winzerla sollte attraktiv bleiben und attraktiver werden, raus aus dem Ghetto-Gestank! Die Leute sollen gern in diesen Stadtteil ziehen.
Sind die Ziele nun abgearbeitet?
Das meiste ist geschafft. Nun wird noch das Gymnasium saniert, das haben wir gemeinsam durchgesetzt. Außerdem sollten wir die Wasserachse nicht vergessen, ein Projekt, das wohl noch aus DDR-Zeiten stammte und endlich verwirklicht wurde. Klingt, als könnten Sie sich stolz zurücklehnen? Alleine – und das meine ich ernst – habe ich nichts geschafft. Gemeinsam mit dem Ortsteilrat und mit viel Hilfe durch die Stadt haben wir die Ziele Schritt für Schritt umgesetzt. Ich müsste viele Leute nennen, denen mein Dank gebührt. Stellvertretend möchte ich nur Ulrike Ullrich erwähnen, die mich seit über zehn Jahren bei der Arbeit unterstützt.
Was fehlt noch in der Bilanz der Ära Schmauder?
Wir können stolz darauf sein, dass es mit dem Projekt „Soziale Stadt“ geklappt hat. Zwei Mal waren wir schon abgelehnt worden, beim dritten Anlauf kamen wir ins Programm. So konnten wir beispielsweise die Wasserachse realisieren. Da wurden viele kleine Projekte angestoßen, von denen einige bis heute laufen.
Was ging schief in Ihrer Amtszeit?
Man erinnert sich doch meist an die schönen Dinge. Ich habe sehr viel über die Hintergründe von Entscheidungen erfahren. Man wird deutlich ruhiger, wenn man diese Hintergründe kennt.
Im Mai wird ein Nachfolger gewählt. Was geben Sie ihm oder ihr mit auf den Weg?
Als Ortsteilbürgermeister musst du immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Leute haben. Es ist wichtig, den Menschen gegenüber ehrlich zu bleiben. Doch ich kann auch nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Mein Nachfolger im Amt hat sicher einen offenen Blick, ich habe schon eher Scheuklappen. Empfehlen kann ich noch, stets einen kurzen Draht in die Stadt zu pflegen. Wenn es Probleme gab, hab ich erst mal beim Sachbearbeiter nachgefragt, bin nicht gleich zum Dezernenten gerannt.
Sie habe angekündigt, auch nicht wieder für den Stadtrat zu kandidieren. Ziehen Sie sich ganz aus der Stadtpolitik zurück?
Nun, ich will nicht ausschließen, dass ich in fünf Jahren noch einmal antreten werde. (lacht)
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Aktuell gründe ich einen Förderverein für das Da-Capo-Orchester mit, ein Akkordeon-Orchester, in dem meine große Tochter mitspielt. Außerdem habe ich ja ein Patenkind in San Marcos.Keine Sorge, mir wird es bestimmt nicht langweilig!