Imagestudie über Winzerla: Stadtteil als "Platte" wahrgenommen
Jena-Winzerla. Im Sommer 2010 wurde eine Imagestudie über Winzerla durchgeführt. Ziel der Studie war es, überwiegend junge Familien zu befragen um das Image von Winzerla in den Augen dieser Gruppe zu analysieren. Es wurden 58 Personen in Winzerla und 178 Personen außerhalb Winzerlas befragt. Mit diesen Daten konnten Hinweise auf das Selbstbild und das Fremdbild von Winzerla gewonnen werden.
Die Studie ergab, dass Winzerla vor allem als Plattenbaugebiet wahrgenommen wird, obwohl das alte Dorf und eine neue Eigenheimsiedlung ebenfalls zu Winzerla gehören. Dies trifft jedoch nur für die Außenwahrnehmung zu. Der Blick von Innen ist differenzierter.
Das Image wurde im Wesentlichen in zwei Schritten erhoben. Ein Teil der Erhebung befasste sich mit der Bewertung der Infrastruktur und ein zweiter Teil fragte nach einer Einschätzung des Gefühls.
Die Bewertung der Infrastruktur ergab Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten. Die Idealbilder unterscheiden sich vor allem im Bereich Kultur. Die größten Diskrepanzen zwischen den realen Bildern von Winzerla gibt es bei der Bewertung der Grünflächen, der Wohnungen und der Kindereinrichtungen. Weitgehende Übereinstimmungen sind bei der Versorgung mit Gastronomie-Einrichtungen, der Anbindung an das Zentrum, dem Angebot an kulturellen Veranstaltungen und der Ärzteversorgung festzuhalten. Geringere Unterschiede finden sich bei der Einschätzung der Ruhe im Stadtteil und der Handelsinfrastruktur.
(Semantisches Differential, rot=Fremdbild, blau=Selbstbild)
Die Einstellung gegenüber dem Stadtteil wurde mit verschiedenen Eigenschaftspaaren gemessen. Anhand der Eigenschaften, bei denen eine deutliche Abweichung vom Mittelwert zu verzeichnen ist, kann das Selbstbild von Winzerla als gelassen, grün, schlicht, vertraut und arm beschrieben werden. Mit einem Verhältnis von drei positiven und zwei negativen Eigenschaften besteht damit ein überwiegend positives Selbstbild.
Das Fremdbild kann mit dem gleichen Kriterium als ungemütlich, unscheinbar, eintönig, abstoßend, hässlich, langweilig, schlicht, sachlich und arm charakterisiert werden. Neun negativen Eigenschaften stehen somit keine positiven Eigenschaften gegenüber.
Negative Images, mit denen viele Plattenbaugebiete zu kämpfen haben, sind vor allem Folge der Wahrnehmung baulicher Mängel und der Sozialstruktur. Diese Wahrnehmung baut nicht selten auf Stereotypen auf. Auch die Vorstellung vom „richtigen Wohnen“ beeinflusst die Wahrnehmung sehr stark. Es ist unbestritten, dass in jedem negativen Image ein wahrer Kern steckt, doch nicht zuletzt fördern negative Images den Prozess der weiteren Polarisierung in der Stadt und sind damit ihre eigene Grundlage. Es ist wichtig, diesen Kreis zu durchbrechen und den Stadtteil Winzerla näher kennenzulernen und weiterzuentwickeln.
Es bleibt festzuhalten, dass das Fremdbild von Winzerla der Bedeutung des Stadtteils für die Wohnungsversorgung in Jena nicht gerecht wird. Mehr Informationen KLICK
Beitrag: Hendrik Nolde