Hannelore Jähnig, Direktorin der Regelschule Winzerla, geht in den Ruhestand
Jena Winzerla. Nach 43 Dienstjahren wurde am 6. Juli 2011 Hannelore Jähnig, Direktorin (a.D.) der Regelschule Winzerla, in den Ruhestand verabschiedet. Die Bilanz: 38 Jahre Lehrerin und die Hälfte davon war sie als Direktorin tätig. Und das war nicht immer einfach, gerade nach der Wende. Aber sie hatte Fortuna an ihrer Seite. So gab es immer wieder glückliche Momente und Wendungen, die ihren Weg begleiteten. Fangen wir mit dem Positiven an.
Als das „Schönste“ in ihrer Laufbahn bezeichnet sie den Einzug (2004) in die sanierte Regelschule in Winzerla. Es war in Jena neben der Medizinischen Fachschule die erste sanierte Regelschule nach der Wende. Dies hatte aber auch seinen Preis. Es galt das Kollegium der Goetheschule, an dessen Spitze sie selbst stand, und das der Hölderlinschule zu vereinen. Zu dieser Zeit trat Dagmar Zipfel, wieder ein Glücksfall, an ihre Seite, die sie bei ihrer Integrationsarbeit aktiv unterstützte. Dagmar Zipfel, die jetzige stellvertretende Schulleiterin, würde sie auch gerne als ihre Nachfolgerin sehen.
Eine Schule im großen Stil zu leiten, hat Hannelore Jähnig bereits 1990 bewiesen, als sie in Lobeda die größte Schule, 7-zügig(!) in Thüringen leitete. Damals hatte sie 80 Mitarbeiter unter sich. Sie wäre nie selbst auf den Gedanken gekommen, wie sie bemerkt. Aufgrund ihres Temperaments wurde sie gefragt, ob sie es sich vorstellen könne. Das war für die damalige 39jährige eine echte Herausforderung. Es hat sie nicht nur kurze und zum Teil schlaflose Nächte gekostet, sondern sie lernte auch Abgeben und Loslassen zu können.
Bescheinigt wird ihr, stets ein offenes Ohr für ihre Schüler und Sorgen zu haben, was der Autor selbst bestätigen kann. Sie hat ihr „Kollegium voran getrieben, war progressiv, streng und gestaltete eine Schule für die Kinder, in der sie wertgeschätzt werden“, so Dagmar Zipfel in ihrer Laudatio. Auch ihr ehemaliger Schulamtsleiter Frank Schenker, der sie 25 Jahre kennt, charakterisiert sie als offen, klar, berechenbar und außerordentlich aufgeschlossen. Ihn verbinden nur gute Erinnerungen an die Zusammenarbeit, so der heutige Sozialdezernent.
Doch gibt es natürlich auch Schattenseiten. Im Zuge der Bildung von Gemeinschaftsschulen bedauert Hannelore Jähnig es sehr, dass es ihr nicht gelungen sei, die anderen Schulen wie zum Beispiel die Grundschule an der Trießnitz einbinden zu können. Der Weg ist aber dennoch geebnet. Die Winzerlaer Regelschule als letzte ihrer Art in Jena, wird Gemeinschaftsschule werden. Das war ihr letzter Akt.
Einen hohen Stellenwert hat für Frau Jähnig neben der Schule die Soziale Arbeit. Es braucht einen Gegenpart zum Lehrer, den sie in den Sozialpädagogen sieht. Lehrer fordern Leistungen ab, aber es braucht auch Pädagogen, die die Kinder aus dem Schulkosmos heraus führen und mit ihnen die Freizeit gestalten, meint sie. Oder auf den Punkt gebracht: „Wenn Kinder nur Lehrer um sich haben, vergessen sie’s“, so Jähnig. Auch hier hatte sie immer wieder Glück. So verbinden sie viele gute Erfahrungen und Erlebnisse mit ihrer Schulsozialarbeiterin Katharina Morick-Rieger, Kaktus und Sandy (Streetwork), dem Freizeitladen, insbesondere mit Michael Dietzel, dem Jugendzentrum Hugo sowie mit Michael Bauer vom Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD). Und natürlich auch mit dem Stadtteilbüro. Hier gab es viele Verbindungspunkte, ob bei der Vermittlung und Initiierung von Projekten oder Veranstaltungen in der Aula.
Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die laufenden Arbeitsgemeinschaften an der Regelschule und dem Abbe-Gymnasium in ihrer Intensität weiter laufen.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote. Eigentlich wollte sie Mathematik studieren, aber sie konnte den Rat ihres Vaters nicht ausschlagen. Er meinte, sie solle Lehrerin werden, denn dann sei sie nachmittags zu Hause und könne viele Kinder bekommen. Dass mit dem nachmittags zu Hause sein, wird sich erst jetzt bewahrheiten. Wir wünschen ihr jedenfalls alles Gute für ihren nächsten Lebensabschnitt und ausgefüllte Nachmittagsstunden!
Autor des Beitrages:
Andreas Mehlich