Befragungsergebnisse zum Thema Gesundheit
Wie steht es um die Gesundheit der Einwohner Winzerlas? Um diese Frage kreiste eine Veranstaltung des Vereins „Solidarisches Gesundheitszentrum Jena“ am 17. Februar in den Räumen der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. Alicia Jerusalem und Marie Schüler stellten ihre Masterarbeit vor, für die sie insgesamt 170 Bewohner Winzerlas befragt hatten. Rasch kristallisierte sich heraus, dass Gesundheit viele Facetten hat, die weit über die simple Frage nach krank oder gesund hinausgehen. „Es gibt Missstände, die es nicht allen Menschen ermöglichen, ein gutes Leben zu führen“, sagte Alicia Jerusalem. Für das „gute Leben“ spielen weitere Faktoren eine Rolle: Wo wohne ich, welche sozialen Kontakte habe ich, wieviel Geld ist im Portemonnaie? Nicht zu unterschätzen seien zudem der Stress, die Möglichkeit, Sport zu treiben und gesunder Schlaf. Viele der Befragten wünschen sich ein Café in Winzerla, die Möglichkeit, sich zusammenzusetzen und zwanglos auszutauschen. Viele dieser Faktoren gingen über die individuelle Disposition hinaus, erläuterte Marie Schüler. Genannt wurde u. a. das Problem der individuellen Mobilität, aber auch fehlende Fachärzte. Während von den Befragten und auch den Gästen der Veranstaltung die Versorgung mit Haus- und Kinderärzten im Stadtteil als ausreichend eingeschätzt wird, fehlten Spezialisten wie Orthopäden oder Hautärzte. Es gebe beispielsweise nur eine Psychotherapeutin in Winzerla für fast 11.000 Einwohner. Problematisch sei für viele der älteren Bewohner Winzerlas die zunehmend eingeschränkte Mobilität. Ein Problem, das durch defekte Fahrstühle etwa im „Columbus-Center“ noch verschärft wird. Mit dem Rollator drei Etagen hoch sei über die Treppe nicht zu schaffen, so der Tenor. Das führe ebenso wie übervolle Praxen, eine komplizierte Terminvergabe oder die Belastung durch die Pflege des Partners dazu, trotz gesundheitlicher Probleme keinen Arzt aufzusuchen. Solche strukturellen Probleme Schritt für Schritt zu lösen, dafür setzen sich die Mitglieder des Solidarischen Gesundheitszentrums ein. Das sei jedoch ein langwieriger Prozess und könne nur Schritt für Schritt gehen. Um dabei ein Stück voranzukommen, soll ein Zentrum fest etabliert werden. Dafür werden geeignete Räume gesucht.