Wovon die Winzerlaer lebten

Wovon die Winzerlaer lebten

Jena Winzerla. Spontan würden alle Befragten wohl sagen: „Mit Wein, was denn sonst?“ Stimmt, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Der Wein war sehr trocken, umgangssprachlich sauer. Böse Zungen verglichen ihn mit Essig. Ein studentischer Hinweis lautete: „Nach dem Genuss des Jenaer Weines sollte man nicht vergessen, sich stündlich zu drehen. Es besteht die Gefahr, dass der Magen ein Loch bekommt.“ Dennoch sind gewaltige Mengen produziert und auch abgesetzt worden. Damit war aber spätestens mit der Reblaus-Invasion um 1850 Schluss. Die amerikanische Reblaus befällt den Weinstock in der Wurzel und unterbricht damit die Saftzufuhr. Alle heute in Europa genutzten Weinstöcke sind deshalb auf resistente Wurzeln gepfropft.
Unsere Altvorderen hatten sich jedenfalls nicht auf eine einzige „Monopolfrucht“ verlegt. Mindestens genauso wichtig war der Zwetschgenanbau. Die Früchte wurden überwiegend im gedörrten Zustand in den Handel gebracht. Dörren ist eine alte Form der Haltbarmachung. Es gibt auch Hinweise auf den Anbau von Walnüssen. Wer genau hinsieht, wird an den Feldrändern in Richtung der Berge sowohl alte Hauszwetschgen als auch Nussbäume erkennen. Ebenfalls erkennbar sind ehemalige „Bauerngärten“. Das sind Gärten, die neben den Hausgärten existierten. Hausgärten sind für den täglichen Gebrauch genutzt worden. In den Bauergärten wurde vorrangig Wintergemüse produziert. Hopfen wurde für die Bierproduktion gebraucht, es gab dafür im „Ausland“ auch einen großen Bedarf. Ausland war bereits Lichtenhain, erst Sachsen-Altenburg dann Sachsen-Meiningen. Zur Erinnerung: Wir waren Sachsen-Weimar-Eisennach. Lichtenhain hatte drei Brauereien und fünf Gaststätten. Erst 1913 kamen sie zu uns, über einen Gebietsaustausch. Das Geschäft haben diese „Ausländer“ mit den Studenten und Bürgern Jenas getätigt, sehr zum Verdruss der Weimarer Steuerverwaltung. Meiningen hat es gefreut.
Neben der Produktion von Marktfrüchten musste auch die Familie ernährt werden. Deshalb gab es im flacheren Gebiet der Winzerlaer Flur einen angepassten Getreideanbau. Entlang der größeren Wege, wie Oßmaritzer Straße, Straße nach Jena oder am Fuß der Berge waren Baumalleen/-reihen mit Zwetschgen, Birnen, Äpfeln. Die letzten Bäume ihrer Art sind der Baufreiheit des Neubaugebietes unwiederbringlich geopfert worden. Entlang fast der gesamten Ostseite der Schrödinger Straße sind in neuerer Zeit türkische Haselnüsse gepflanzt worden.
Die Viehhaltung führte in früheren Zeiten zu komplizierten Absprachen mit Burgau hinsichtlich der Nutzung des gemeinsamen Angers. Gegen diese Regeln wurde von beiden Seiten gern und häufig verstoßen. Die Obrigkeit hatte mit dem Schlichten ganz schön zu tun. Seinerzeit stand ein Schwein bis zu zwei Jahre im Stall und wog dann um die 50 Kilo. Heutige Hochleistungsrassen schaffen ihr Schlachtgewicht (ca. 100 kg) in fünf bis sieben Monaten und haben vier Koteletts mehr. Fortsetzung folgt

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