Winzerla von Gestern bis Heute – Teil I

Winzerla von Gestern bis Heute – Teil I

Jena Winzerla. Im Gebiet des heutigen Winzerla sind drei sogenannte Wüstungen nachweisbar, also einstige Dörfer. Unterhalb des Beutenberges gab es Wüstenwinzerla. Im Gebiet der Bertolt-Brecht-Straße Poxdorf. Das dritte war Gleina oder auch Dürrengleina, das ist das heutige Cospoth. Friedrich von Cospoth bildete aus den Ruinen das jetzige Vorwerk. Der Brunnen ist die einzige Erinnerung an Gleina. Wüst gefallen sind die Dörfer wegen des Thüringer Grafenkrieges von 1342 bis 1345. Was waren seine Ursachen? Die Landgrafschaft Thüringen wurde von den Ludowingern regiert. Mit Heinrich Raspe starb der letzte männliche Regent. Die nächsten Verwanden waren die Wettiner. Zu dieser Zeit lebten sie auf der Burg Meißen. Die Thüringer Grafen, Lehnsleute der Ludowinger, akzeptierten die Wettiner nicht. Treibende Kraft dabei war der Graf von Orlamünde. Es kam nach damaliger Logik zum Kampf. Im ersten Anlauf konnte der Wettiner Friedrich der „Ernsthafte“ die Grafen nicht besiegen. Der Kaiser vermittelte einen Frieden, den die Grafen auf Dauer nicht einhielten. Also schloss der Wettiner nacheinander Frieden mit den Grafen. Während er die Burgen der Grafen belagerte, brannte er die dazu gehörenden Dörfer nieder. Auf diese Art und Weise vernichtete er die wirtschaftliche Basis seiner Gegner. Es entstanden zu dieser Zeit mehr Wüstungen als im Dreißigjährigen Krieg.
Wie die Anfänge aussahen wissen wir nicht, da es keine schriftlichen Belege gibt. Doch spätestens seit dem Fund der Himmelsscheibe von Nebra wissen wir, dass unsere Vorfahren keineswegs in Sumpf und Nebel gehaust haben. Jedenfalls sind aus dieser Zeit Bandkeramiker – sie lebten in der Jungsteinzeit etwa 3.000 bis 4.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung – mit ihren Wohnhöhlenresten im Gebiet von Ammerbach sicher nachweisbar. Ebenfalls gibt es Funde aus der jüngeren Bronzezeit, so um 1.000 vor Christus. Die Saaleaue war einfach zu sumpfig und ungesund. Wie sie ausgesehen haben müsste, können Sie noch im Naturschutzgebiet „Sachsensümpfe“ direkt neben dem Südbad sehen.
Erste schriftliche Hinweise finden wir bei dem römischen Schriftsteller Tacitus. In seiner „Germania“ erwähnt er die germanischen Stämme. Danach lebten hier die Elbgermanen, die Hermunduren. Andere Forscher bezweifeln das und verorten hier den westgotischen Stamm der Terwonen.
Das nächste einschneidende Ereignis war die sogenannte Völkerwanderung zum Ende des weströmischen Reiches. Praktisch alle umherziehenden Gruppen kamen durch das Gebiet des heutigen Thüringen. Im Einzelnen waren das die Goten, die Burgunder und natürlich die Vandalen. Mit ein wenig Selbstironie könnte behauptet werden, die Thüringer seien die Fußkranken der Völkerwanderungszeit, echte „Couch -Potatoes“.
Fortsetzung folgt

Autor: Dietmar Schütze

1 Kommentar

  1. Christine Berndt - 19. Februar 2021

    Recht vielen Dank, für diese lehrreiche Info, vertieft und gefestigt. Cospoth Info war für mich hilfreich. Nun geht man in dieser Region ganz anders Wandern, mir ist es wichtig, Hintergrundwissen im Kopf zu speichern.

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