Aufgabe und Ziel des Integrierten Handlungs- bzw. Entwicklungskonzeptes
Winzerla ist nach Lobeda die zweite Großsiedlung in der Stadt Jena. Die Stadt, die lokalen Wohnungsunternehmen und weitere Akteure haben sich seit Mitte der 1990er Jahre auch für die Entwicklung dieses Stadtteils eingesetzt. So ist 1996 die Städtebauliche Rahmenplanung vorgelegt und 1997 im Stadtrat beschlossen worden. Die Fortschreibung aus dem Jahr 2004 wurde jedoch bisher nicht verabschiedet. Seit 2003 wird Winzerla im Rahmen des Städtebauförderungsprogramms„Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der Länder gefördert, um den drängenden, vor allem sozialen Problemen entgegen zu wirken, den Stadtteil zu stabilisieren und weiter zu entwickeln. Darüber hinaus wird seine städtebauliche Erneuerung mit den Programmen Stadtumbau Ost sowie dem Thüringer Landesprogramm zur Wohnumfeldverbesserung vorangetrieben.
Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen vor allem die sukzessive Entwicklung des zentralen Bereichs – der Wasserachse Winzerla – und die weitere Aufwertung von Wohnungsbestand. Besonderes Augenmerk gilt aber auch der Stabilisierung und Profilierung der sozialen und kulturellen Infrastruktur sowie der Begleitung durch ein Stadtteilmanagement. Zur Programmphilosophie der Sozialen Stadt gehört ein integrativer Ansatz für die gesamte Stadtteilentwicklung, bei dem Maßnahmen und Vorhaben aus unterschiedlichen Handlungsfeldern und Politikbereichen geplant und umgesetzt werden sollen. Das hat in Thüringer Städten Tradition. Bereits die an städtebauliche Entwicklungen gekoppelten Planungen und Konzepte, wie z.B. die Städtebauliche Rahmenplanung, enthielten integrative Ansätze und konzentrierten sich beispielsweise sehr deutlich auch auf quantitativen und qualitativen Bedarf sozialer Infrastruktur. Gleichzeitig wurden dabei auch die Perspektiven der „betroffenen“ Bevölkerung aktiv einbezogen. Diese Tradition gibt es auch in Winzerla.
Seit 2001 existiert das Stadtteilbüro. Es begleitet den Stadtteilentwicklungsprozess und die Aufwertung auf unterschiedlichen Ebenen und in Kooperation mit anderen Akteuren und Gremien, z.B. dem Ortsteilrat Winzerla, den Wohnungsunternehmen, der Vernetzungsrunde der örtlichen Träger der Jugendhilfe, dem Begleitausschuss im Rahmen von LOS bzw. aktuell von „Stärken vor Ort“. Seit Februar 2009 gibt es außerdem eine Vernetzungsrunde vieler dieser Institutionen und Anbieter im Stadtteil. Um Projekte erfolgreich und nachhaltig umzusetzen, muss ressortübergreifend agiert werden. Im Integrierten Entwicklungskonzept Jena-Winzerla werden zwei wesentliche Handlungsbedarfe identifiziert, Entwicklungsstrategien dargestellt und Vorhaben abgeleitet. Ein solches Konzept ist nun auch für die Stadtteilentwicklung in Jena-Winzerla erarbeitet worden. Dieses Integrierte Entwicklungskonzept bildet zugleich die Voraussetzung für die Nutzung weiterer Bundes- bzw. EU-Programme, die sich auf die Gebiete der Sozialen Stadt beziehen und mit denen vorrangig auch soziale Impulse, Beschäftigungs- und Integrationsprojekte umgesetzt werden können. Damit können weitere Fördermittel für den Stadtteil akquiriert und beantragt werden – eine seit Jahren bereits erfolgreiche Strategie der Stadt Jena. So nimmt Winzerla seit 2003 auf der Basis eines Aktionsplanes am Bundesprogramm „Lokales Kapital für soziale Zwecke“ (LOS) und seit 2009 am Nachfolgeprogramm „Stärken vor Ort“ teil. Auch am ESF-Bundesprogramm „Soziale Stadt – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ)“ ist Jena inzwischen seit Herbst 2009 mit dem Job-Büro im Columbus-Center Winzerla beteiligt.
Neben dem Städtebaulichen Rahmenplan kann das Integrierte Entwicklungskonzept jedoch auch weitere stadtteilbezogene Vorhaben unterstützen: So berief sich die WG Carl Zeiss e.G. in ihrem inzwischen prämierten Beitrag „Projekt Winzerla“ beim Wettbewerb des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zur „Energetischen Sanierung von Großwohnsiedlungen“ 2009 auf den im Mai 2009 vorgestellten Entwurf zum Integrierten Entwicklungskonzept Winzerla. Die Federführung für den Erarbeitungsprozess des Integrierten Entwicklungskonzeptes lag beim Dezernat für Stadtentwicklung, Fachbereich Stadtentwicklung/Stadtplanung.
Die Ansätze für das vorliegende Konzept sind mit dem Stadtteilbüro sowie der Vernetzungsrunde aller wesentlichen Akteure aus dem Stadtteil in drei Veranstaltungen im ersten Halbjahr 2009 thematisiert und weiter entwickelt worden. Durch sie, durch die Berichterstattung in der Stadtteilzeitung und eine kleine Befragung auf dem Sommerfest an der Wasserachse im Juni 2009 wurde auch die Stadtteilbevölkerung informiert und beteiligt. Gespräche mit dem Ortsteilbürgermeister, dem Geschäftsführer der jenawohnen GmbH und dem Vorstandssprecher der WG Carl Zeis e.G. ergänzten die Bestandsanalyse und Strategiefindung. Dabei konnte auf umfangreiche Planungen, Gutachten und Erhebungen der Stadt Jena zurück gegriffen werden, die dezidiert, teilweise sehr speziell, vor allem aber kontinuierlich die Situation in der Stadt bzw. in einzelnen Stadtteilen erfassen und so eine gute Basis für unterschiedliche konzeptionelle und strategische Ansätze darstellen. Das Konzept ist im Mai/Juni 2009 bereits in der Arbeitsgruppe Integrierte Stadtentwicklung, zu der Vertreter aller städtischen Ämter und der beiden genannten Wohnungsunternehmen gehören, vorgestellt und abgestimmt worden.