Ein Leitbild für Winzerla

Ein Leitbild für Winzerla

Jena Winzerla. „Winzerla ist kein Hotspot der rechten Szene, doch auch hier gibt es wie andernorts in Jena Angst-Räume, die von Personen mit Migrationshintergrund gemieden werden“, sagt Nico Przeliorz von der Koordinierungs- und Kontaktstelle des Jenaer Stadtprogramms gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtextremismus, Antisemitismus und Intoleranz (kurz „KoKont“). Dazu gehörten beispielsweise das Umfeld des „Win-Centers“ und der Rewe-Vorplatz, wo speziell nicht-deutsch aussehende Menschen gepöbelt und angefeindet würden. Zudem würden bei „KoKont“ immer wieder Aufkleber der rechtsextremen Szene gemeldet, etwa mit der Aufschrift „Nazi-Kiez“. Hinzu kommen Graffito-Schmierereien von Hakenkreuzen. Bei „KoKont“ werden solche Vorfälle gesammelt und dokumentiert; im Falle von Übergriffen vermitteln Przeliorz und sein Mitstreiter Alexander Krampe die Opfer an „ezra“, die Mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Alexander Krampe betont, es gehe nicht darum, den Stadtteil zu stigmatisieren: „Eine organisierte Nazi-Szene ist in Winzerla nicht nachzuweisen.“ Dennoch versuche die rechte Szene, immer mal wieder im Stadtteil präsent zu sein, zuletzt am 30. September. Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit seien gesamtgesellschaftliche Probleme, doch eine sensible Haltung gerade in Winzerla sei wünschenswert, sagt Krampe. Er erinnert daran, dass der sogenannte NSU aus Winzerla kam.
Aus all diesen Gründen möchte die Netzwerkrunde Winzerla ein Leitbild für den Stadtteil erarbeiten. „Es gilt, eine zivilgesellschaftliche Haltung zu zeigen, wenn zum Beispiel öffentliche Räume besetzt werden“, sagt Andreas Mehlich vom Stadtteilbüro. Richtschnur des Handelns solle ein Leitbild werden, mit dem sich alle gesellschaftlichen Akteure in Winzerla identifizieren können. Die Grundlage dafür liefern zunächst die Akteure des Netzwerks, ein Entwurf soll bis Anfang nächsten Jahres stehen. Inhaltlich werde es etwa um Austausch und Information gehen – wie sie beispielhaft im Erzählcafé möglich sind, aber auch um Wissensvermittlung u. a. in Kindergärten und Schulen. „Manch einer weiß ja gar nicht, wo Ausgrenzung und Diskriminierung beginnen“, sagt Andreas Mehlich.

Kontakt:
„KoKont“-Telefon 03641 236606
e-mail: kokont@t-online.de

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