Jena Winzerla. In Winzerla wird eine Flüchtlingsunterkunft gebaut. Das Haus entsteht auf dem Grundstück des alten „Hugo“ in der Hugo-Schrade-Straße. Bis zu 60 Menschen sollen darin Platz finden, so wurde am 5. Mai in der Bürgerversammlung in der Aula der Gemeinschaftsschule „Galileo“ informiert. Vor zahlreichen Bürgern stellten sich Oberbürgermeister Albrecht Schröter, KIJ-Chef Götz Blankenburg und Barbara Wolf, die Fachdienstleiterin Soziales in der Stadtverwaltung, den Fragen der Gäste. Ortsteilbürgermeister Friedrich-Wilhelm Gebhardt moderierte. Im Podium saßen zudem Katja Glybowskaja von der Arbeiterwohlfahrt und Dörthe Thiele, die Integrationsbeauftragte der Stadt.
In einer weitgehend sachlichen Atmosphäre wurden die Fragen zu den Flüchtlingen und zum neuen Haus beantwortet. Anliegen der Stadt ist es, die Flüchtlinge – bis zum Jahresende werden etwa 900 Personen in Jena erwartet – dezentral unterzubringen. Das Winzerlaer Wohnheim wird zwei Etagen und 12 Quadratmeter große Räume mit Küche und Bad haben. Errichtet werden soll das Haus in Modulbauweise, bezugsfertig soll es im Frühjahr 2016 sein. Es werden keine Garagen in Mitleidenschaft gezogen, auch der Stadtteilgarten bleibe unberührt, hieß es. Auf Nachfrage aus dem Publikum, ob mit „Eisenberger Verhältnissen“ zu rechnen sei, antwortete Götz Blankenburg, in der Eisenberger Erstaufnahmeeinrichtung hätten zeitweise bis zu 1.000 Menschen gelebt. Eine solche Situation sei hier in Winzerla nicht vorstellbar. Von den meisten Wohnungen, in denen jetzt schon Flüchtlinge leben, gebe es keinerlei Beschwerden.
Angesichts von Kriegen, Bürgerkriegen und wirtschaftlicher Not in der Welt werde es wohl auch auf absehbare Zeit Flüchtlinge geben, sagte OB Schröter. Selbst die Motive der sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge seien keineswegs zu verurteilen. Wer ohne Hoffnung, ohne jede Chance in Eritrea oder im Sudan lebe, dem könne man kaum selbstsüchtige Motive unterstellen, wenn er ein glücklicheres Leben führen wolle. Eine Bürgerin meldete sich Ende der Veranstaltung zu Wort. Sie sagte, die schlimmsten Urteile, die es gibt, seien Vorurteile. Dann erinnerte sie an 70 Jahre Kriegsende, fast auf den Tag genau, und verwies auf die zehntausende Ostflüchtlinge, die aufgenommen und integriert wurden. Für diese Worte gab es herzlichen Applaus.